Exkurs 30: Wiedertaufe
Einige Menschen sind sehr zurückhaltend, getauft zu werden, nachdem
sie bereits etwas hatten, was sie für eine ‚Taufe’ irgendeiner Art hielten,
sei es durch Besprengen oder durch Eintauchen, dies aber in einer anderen
Gemeinde geschah. Taufe ist eine einmalige Verpflichtung. Man beachte
die verschiedenen Zeitformen im griechischen Text von Röm. 6,13: „gebet
auch nicht“ (Präsens), sondern „gebet euch selbst“ (Aorist … eine „ein
für allemal“ Sache). Der Tod Jesu für uns war eine „ein für allemal“ Verpflichtung
uns gegenüber, und unsere Antwort in der Taufe ist ebenfalls eine „ein
für allemal“ Verpflichtung Ihm gegenüber (Röm. 6,10). Deshalb kann man
eine wahrhaftige Taufe aufgrund ihres Wesens nicht wiederholen (Hebr.
6,4).
Allerdings muss einer wahrhaftigen Taufe Reue und rechter Glaube an das
wahre Evangelium vorausgehen (Apg. 2,38; Mk. 16,15.16). Taufe ist nur
dann eine wahrhaftige und vor Gott annehmbare Taufe, wenn sie folgendermaßen
geschieht. Mt. 28,19.20 verbindet die Taufe damit, zuerst die Lehre Christi
zu hören. Ein kleines Kind ist nicht in der Lage zu bereuen und das Evangelium
zu verstehen, und ein Besprengen ist sowieso keine Taufe. In allen biblischen
Beispielen beruht der Wunsch, getauft zu werden, auf der Initiative desjenigen,
der getauft werden will (z.B. Lk. 3,10; Apg. 2,37; 8,36; 16,30). Eltern
können nicht entscheiden, dass ein kleines Baby richtig getauft werden
kann, denn sie können diese Initiative nicht für einen anderen ergreifen.
Ein Schwimmer mag in ein Schwimmbecken springen und untertauchen, das
aber ist keine Taufe, denn diese Person tut das ja nicht als bewusste
Antwort auf das wahre Evangelium. Gleiches trifft zu auf die, welche eingetaucht
werden, dabei aber an eine falsche Lehre glauben; sie wurden zwar eingetaucht
aber nicht getauft.
Es gibt nur „einen Glauben“, d.h. einen Satz von Lehren, die das wahre
Evangelium ausmachen, und daher nur „eine Taufe“ – die Taufe, welche sich
anschließt an Glaube an den „einen Glauben“. „ Ein Leib (d.h. eine wahre
Gemeinde) ... wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung;
ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott“ (Eph. 4,4-6). Es gibt keine
zwei Hoffnungen, wie manche sagen, es sei gleich ob wir glauben, unser
Lohn sei im Himmel oder auf Erden. Es gibt nur „einen Gott“ – Jesus ist
daher nicht Gott. Daraus folgt, dass unsere vorige Taufe keine Gültigkeit
hat, falls grundlegende Lehren wie Reich Gottes, das Wesen Gottes und
Jesu, usw. nicht verstanden wurden. Bei unserer Taufe sind wir „durch
den Glauben an die Kraftwirkung Gottes, der ihn von den Toten auferweckt
hat“ mit Christus auferstanden (Kol. 2,12). Taufe ist nicht nur ein Eintauchen
in Wasser –ob die Taufe real wird und Bedeutung erlangt, hängt von unserem
Glauben ab. Glauben haben wir dadurch, dass wir an dem einen Glauben festhalten,
an die Lehren glauben, die das wahre Evangelium ausmachen. Wenn wir diese
zum Zeitpunkt unserer vorigen Taufe nicht kannten, wie sollen wir dann
wirklich geglaubt haben können?
Johannes der Täufer taufte Menschen durch Eintauchen in Wasser, und er
rief sie auf, Buße zu tun und lehrte sie bestimmte Wahrheiten über Jesus
Christus (Mk. 1,14; Lk. 1,77). Das aber genügt nicht. Apg. 19,1-5 berichtet,
dass einige, die Johannes getauft hatte, erneut getauft werden mussten,
weil sie das rechte Evangelium nicht genügend verstanden hatten. Wie diejenigen,
die Johannes getauft hatte, mögen auch wir denken, wir hätten beim ersten
Eintauchen eine echte Bußte getan und einen neuen Start gehabt. Das mag
wahr sein, beseitigt aber nicht die Notwendigkeit, die „eine (wahre) Taufe“
zu empfangen, die nur dann geschehen kann, wenn wir alle Elemente des
„einen Glaubens“ erkannt haben.
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