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BIBEL GRUNDLAGEN: EIN HANDBUCH MIT STUDIEN, welche die Freude und den Frieden wahren Christentums offenbaren |
4.9 Hölle Die populäre Vorstellung der Hölle ist ein Platz der Strafe für die bösen ‚unsterblichen Seelen’ direkt nach dem Tod, oder ein Ort der Qual für die, welche beim Gericht verdammt werden. Unsere Überzeugung ist, dass die Hölle das Grab ist, das Totenreich, wohin alle Menschen nach dem Tod gelangen. Als Wort bedeutet das ursprüngliche hebräische Wort ‚sheol’, das mit ‚Hölle’ übersetzt wird, einen ‚bedeckten Ort’. ‚Hölle’ ist eine übertragene Form des Wortes ‚sheol’, das Wort als solches wurde somit nicht gänzlich übersetzt. Ein ‚Helm’ ist buchstäblich eine Bedeckung für den Kopf. Biblisch ist dieser ‚bedeckte Ort’ bzw. ‚sheol’ dann das Grab. Es gibt viele Beispiele, in denen das ursprüngliche Wort ‚sheol’ mit ‚Grab’ bzw. ‚Totenreich’ übersetzt wurde. Einige Bibelübersetzungen benutzen das Wort ‚Hölle’ kaum noch und übersetzen genauer mit ‚Grab’. Einige Stellen, in denen das Wort ‚sheol’ mit ‚Grab’ übersetzt wurde machen die populäre Vorstellung der Hölle als eines Ortes mit Feuer und Qual für die Bösen zunichte. § „Zuschanden mögen die Gottlosen werden, verstummen im Totenreich [sheol]!“ (Ps. 31,18) – sie werden nicht vor Schmerzen schreien. § „Aber Gott wird meine Seele aus der Gewalt des Totenreiches [sheol] erlösen“ (Ps. 49,15) – d. h. Davids Seele oder Leib würde aus dem Totenreich, bzw. der ‚Hölle’ auferstehen. Der Glaube, dass die Hölle ein Ort der Bestrafung für die Bösen ist, aus dem sie nicht entkommen können, kann einfach nicht mit diesen Ausführungen in Einklang gebracht werden; ein Gerechter kann in die Hölle (das Totenreich) kommen und dann daraus wieder auferstehen. Hos. 13,14 bestätigt dies: „Ich will sie (Gottes Gerechte) erlösen aus der Gewalt des Totenreichs [sheol], vom Tode will ich sie loskaufen.“ Dies wird in 1. Kor. 15,55 zitiert und auf die Auferstehung bei der Rückkehr Christi bezogen. Ähnlich ist es in der Vision über die zweite Auferstehung (vgl. Studie 5.5), „der Tod und das Totenreich [sheol] gaben die Toten, die darin waren“ (Offb. 20,13). Man beachte die Parallelen zwischen Tod, d.h. dem Grab und dem Totenreich, Hölle (vgl. auch Ps. 6,6). Hannas Worte in 1. Sam. 2,6 sind deutlich: „Der HERR tötet und macht lebendig (durch die Auferstehung); er stürzt ins Totenreich [sheol] und führt herauf!“ Da wir erkennen, dass die ‚Hölle’ das Totenreich (Grab) ist, können wir erwarten, dass die Gerechten daraus errettet werden durch ihre Auferstehung zum ewigen Leben. Es ist also möglich, in die Hölle bzw. das Totenreich zu kommen und diese später wieder durch Auferstehung zu verlassen. Das überwältigende Beispiel hierfür ist Jesus, dessen „Seele nicht im Totenreich gelassen werde, noch sein Fleisch die Verwesung sehe.“ (Apg. 2,31), weil er auferweckt wurde. Man beachte die Parallele zwischen Christi ‚Seele’ und seinem ‚Fleisch’ bzw. Leib. Dass sein Leib ‚nicht in der Hölle gelassen’ wurde, zeigt, dass er eine gewisse Zeit dort war, d.h. die drei Tage, in denen sein Leib im Grabe war. Dass Christus in die Hölle kam sollte genügen, um zu beweisen, dass es nicht nur ein Ort für die Bösen ist. Gute und böse Menschen kommen in die ‚Hölle’, d.h. ins Totenreich (Grab). So hat Jesus „bei Gottlosen sein Grab“ (Jes. 53,9). In Einklang hiermit gibt es andere Beispiele von gerechten Menschen, die in die Hölle, das Grab, kamen. Jakob sagte, er würde nicht aufhören um Josef zu trauern, „bis ich zu meinem Sohn hinabfahre ins Totenreich (sheol)“ (1. Mo. 37,35) Eines der Prinzipien Gottes ist, dass der Tod die Strafe für Sünde ist (Röm. 6,23; 8,13; Jak. 1,15). Wir haben zuvor aufgezeigt, dass der Tod ein Zustand ohne jedes Bewusstsein ist. Sünde resultiert in völliger Zerstörung, nicht in ewiger Qual (Mt. 21,41; 22,7; Mk. 12,9; Jak. 4,12), so sicher wie Menschen durch die Flut umkamen (Lk. 17,27.29) und wie die Israeliten in der Wüste starben (1. Kor. 10,10). Bei beiden Gelegenheiten starben die Sünder und wurden nicht ewig gequält. Es ist daher unmöglich, dass die Bösen bestraft werden mit einer Ewigkeit voll bewusst erlebter Qual und des Leides. Wir haben auch gesehen, dass Gott die Sünde nicht anrechnet – oder jemanden dafür verantwortlich macht – wenn wir Sein Wort nicht kennen (Röm. 5,13). Wer in dieser Situation ist, der bleibt tot. Wer Gottes Anforderungen kannte wird auferweckt und bei der Rückkehr Christi sein Urteil empfangen. Die Bösen empfangen als ihre Strafe den Tod, denn das ist die Strafe für Sünde. Daher werden sie, nachdem sie vor dem Richterstuhl Christi erschienen, verurteilt und wiederum sterben, um nun für ewig tot zu bleiben. Das wird „der zweite Tod“ sein, der in Offb. 2,11; 20,6 erwähnt wird. Diese Menschen werden einmal gestorben sein, tot und ohne jegliches Bewusstsein. Sie werden auferweckt und bei der Rückkehr Christi ihr Urteil empfangen und dann mit dem zweiten Tod bestraft, der, ähnlich dem ersten Tod, wiederum ein Zustand ohne jedes Bewusstsein sein wird. Dies wird dann ewig andauern. In diesem Sinne ist die Strafe für Sünde ‚ewig’, es wird kein Ende für diesen Tod geben. Für ewig tot zu bleiben ist eine ewige Strafe. Ein Beispiel für eine solche Ausdrucksweise findet sich in 5. Mo. 11,4. Gottes einmalige Zerstörung des Heers des Pharao im Roten Meer wird geschildert als ewige andauernde Zerstörung, da dieses Heer niemals mehr Israel danach bedrängte: „... da er sie mit dem Wasser des Schilfmeers überschwemmte, als sie euch nachjagten, und wie sie der HERR vertilgte, bis auf diesen Tag“. In einem der Gleichnisse über die Rückkehr Christi und das Gericht ist die Rede davon, dass die Bösen vor ihm ‚erwürgt’ werden (Lk. 19,27). Das passt nicht in die Vorstellung, dass die Bösen auf ewig bei Bewusstsein sind und ständig gequält werden. Wie auch immer, wäre das eine unvernünftige Strafe – ewige Qual für die Taten von 70 Jahren. Gott hat keine Freude daran, böse Menschen zu bestrafen; es ist daher anzunehmen, dass Er ihnen nicht auf ewig Strafe zuteil werden lässt (Hes. 18,23.32; 33,11; vgl. 2. Pt. 3,9). Die abgefallene Christenheit bringt ‚Hölle’ oft mit der Idee von Feuer und Qual in Verbindung. Das steht in krassem Gegensatz zur biblischen Lehre über die ‚Hölle’ (das Grab, Totenreich). „Herdenweise sinken sie ins Totenreich (sheol) hinab, der Tod weidet sie“ (Ps. 49,15) vermittelt den Eindruck vom Grab als einer friedlichen Vergessenheit. Obwohl Christi Seele, bzw. Leib, drei Tage im Totenreich war, ist er doch nicht verwest und wurde nicht zerstört (Apg. 2,31). Das wäre unmöglich, wenn das Totenreich ein Ort des Feuers wäre. Hes. 32,26-30 vermittelt uns ein Bild der mächtigen Krieger der umliegenden Nationen, wie sie in ihren Gräbern liegen: „... den Helden, welche unter den Unbeschnittenen (in der Schlacht) gefallen sind, die mit ihren Kriegswaffen in die Unterwelt hinabfuhren, denen man ihre Schwerter unter ihre Häupter legte ... Sie liegen ... bei denen, welche in die Grube hinabfahren.“ Dies bezieht sich auf den Brauch, Krieger mit ihren Waffen zu begraben und den Kopf des Kriegers auf sein Schwert zu platzieren. Das ist eine Beschreibung der ‚Hölle’ – des Grabes. Diese mächtigen Männer liegen stille in der Hölle (d.h. in ihren Gräbern), was sicher nicht zu der Idee eines Höllenfeuers passt. Physische Dinge (z.B. Schwerter) kommen in die gleiche „Hölle“ wie Menschen, was zeigt, dass die Hölle kein Ort geistlicher Qual ist. So sagte Petrus auch einem bösen Menschen: „Dein Geld fahre samt dir ins Verderben“ (Apg. 8,20). Der Bericht über Jonas Erfahrungen widerspricht dem ebenfalls. Jona wurde lebendig von einem großen Fisch verschlungen, und „Jona flehte aus dem Bauch des Fisches zu dem HERRN, seinem Gott, und sprach: ... rief ich zu dem HERRN ..., aus dem Bauch der Hölle schrie ich ...“ (Jon. 2,2.3). Hier wird „der Bauch der Hölle“ mit dem des Fisches verglichen. Der Bauch des Fisches war wahrlich ‚ein bedeckter Ort’, was die grundlegende Bedeutung des Wortes ‚sheol’ ist. Offensichtlich war es kein Ort ewigen Feuers, und Jona kam aus dem „Bauch der Hölle“, als der Fisch ihn ausspie. Das wies voraus auf die Auferstehung Christi aus der Hölle (dem Grab) – vgl. Mt. 12,40. Feuer im bildlich übertragenen Sinn Die Bibel verwendet aber häufig das Bild ewigen Feuers, um damit Gottes Zorn gegen die Sünde anzuzeigen, welcher in der völligen Zerstörung des Sünders im Grab endet. Sodom wurde mit „ewigem Feuer“ betraft (Jud. 7), d.h. es wurde völlig zerstört wegen der Boshaftigkeit seiner Einwohner. Heute ist diese Stadt eine Ruine, unter der Oberfläche des Toten Meeres, sie brennt keineswegs jetzt, was notwendig wäre, wenn wir ‚ewiges Feuer’ im wörtlichen Sinne verstehen wollen. Genauso wurde Jerusalem wegen der Sünden Israels das ewige Feuer von Gottes Zorn angedroht: „... so will ich ein Feuer anzünden in ihren Toren; das soll die Paläste Jerusalems verzehren und nicht erlöschen.“ (Jer. 17,27). Jerusalem ist auch die vorhergesagte Hauptstadt des zukünftigen Reiches (Jes. 2,2-4; Ps. 48,2), so dass wir diese Aussage nicht wörtlich lesen dürfen. Die großen Häuser Jerusalems wurden mit Feuer vernichtet (2. Kö. 25,9), aber das Feuer brannte nicht ewig weiter. Feuer repräsentiert den Zorn/die Strafe Gottes gegen Sünde, aber sein Zorn ist nicht ewig (Jer. 3,12). Feuer verwandelt das Verbrannte in Staub, und wir wissen, dass der Tod, eine Rückkehr zum Staub, die endgültige Strafe für Sünde ist. Vielleicht ist das der Grund, warum Feuer als Bild für die Strafe für Sünde benutzt wird. Ähnlich bestrafte Gott das Land Idumäa mit Feuer, „Tag und Nacht wird es brennen, ewig wird sein Rauch aufsteigen; es wird wüste liegen von Geschlecht zu Geschlecht ... die Eule und der Rabe werden darin wohnen ... In ihren Palästen werden Dornen wachsen ...“ (Jes. 34,9-15) Da Tiere und Pflanzen in den Ruinen des Landes Idumäa existieren, muss die Sprache von „ewigem“ Feuer sich auf Gottes Zorn und die völlige Zerstörung Idumäas beziehen, kann aber nicht wörtlich gemeint sein. Die hebräischen und griechischen Ausdrücke, die mit „ewig“ übersetzt werden, bedeuten streng genommen „für das Zeitalter“. Manchmal bezieht es sich wörtlich auf Unendlichkeit, z.B. beim Zeitalter des Reiches, aber das ist nicht immer so. Jes. 32,14.15 ist ein Beispiel: „Hügel und Wartturm sollen zu Höhlen werden für immer, ... solange, bis der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird.“ Dies ist eine Möglichkeit des Verständnisses von ‚ewig’ im Ausdruck ‚ewigem Feuer’. Immer wieder wird Gottes Zorn über die Sünden Jerusalems und Israels mit Feuer verglichen: „Siehe, mein Zorn und mein Grimm wird sich über diesen Ort (Jerusalem) ergießen ... und er wird unauslöschlich brennen!“ (Jer. 7,20; andere Beispiel sind u.a. Kla. 4,11 und 2. Kö. 22,17). Feuer ist auch mit dem Gericht Gottes über die Sünde verbunden, besonders bei der Rückkehr Christi: „Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen! Da werden alle Übermütigen und alle, die gottlos handeln, wie Stoppeln sein, und der zukünftige Tag wird sie anzünden“ (Mal. 3,19). Wenn Stoppeln oder auch ein menschlicher Körper vom Feuer verbrannt werden, werden sie zu Asche, Staub. Es ist unmöglich, dass eine Substanz, und besonders auch menschliches Fleisch, im buchstäblichen Sinne ewig brennt. Die Sprache von ‚ewigem Feuer’ kann sich also nicht auf eine wörtliche ewige Qual beziehen. Ein Feuer kann nicht ewig brennen, wenn es nichts mehr gibt, was brennt. Wir sollten beachten, dass die ‚Hölle’ „in den Feuersee geworfen“ wird (Offb. 20,14). Das zeigt an, dass das Totenreich (‚Hölle’) nicht das Gleiche wie „der Feuersee“ ist; dies repräsentiert völlige Zerstörung. In der symbolischen Ausdrucksweise der Offenbarung wird uns mitgeteilt, dass das Totenreich völlig zerstört werden wird, denn am Ende des Milleniums wird es keinen Tod mehr geben. Gehenna Im Neuen Testament gibt es zwei mit ‚Hölle’ übersetzte griechische Wörter. Das Wort ‚Hades’ ist gleichbedeutend mit dem hebräischen Wort ‚sheol’, das wir zuvor behandelt haben. ‚Gehenna’ ist der Name für die Müllkippe, die außerhalb Jerusalems lag, in der der Müll der Stadt verbrannt wurde. Solche Müllverbrennungsanlagen sind typisch für heutige Städte (z.B. den ‚Smoky Mountain’ außerhalb Manilas auf den Philippinen). Als Eigenname – d.h. Name eines tatsächlichen Ortes – hätte es unübersetzt ‚Gehenna’ bleiben und nicht mit ‚Hölle’ übersetzt werden sollen. ‚Gehenna’ ist das aramäische Wort für das hebräische ‚Geben-Hinnon’. Diese Stätte lag nahe bei Jerusalem (Jos. 15,8) und war zur Zeit Christi die städtische Müllkippe. Leichname von Kriminellen wurden dort in die Feuer geworfen, die ständig brannten, so dass ‚Gehenna’ zum Symbol für völlige Zerstörung und Ablehnung wurde. Wir müssen erneut hervorheben, dass in diese Feuer geworfene Artikel nicht für ewig dort brannten – die Leichname verbrannten zu Asche. „Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“ (Hebr. 12,29) am Tag des Gerichts; das Feuer Seines Zorns gegenüber der Sünde wird Sünder verzehren und zerstören, und wird sie nicht in einem Zustand belassen, in dem sie lediglich versengt sind und überleben. Zu Zeiten vorheriger Gerichte Gottes über Sein Volk Israel durch die Hand der Babylonier, wurde Gehenna mit toten Körpern der Sünder unter Gottes Leuten gefüllt (Jer. 7,32.33). Der Herr Jesus brachte all diese Vorstellungen des Alten Testaments in seiner meisterlichen Verwendung des Wortes ‚Gehenna’, zusammen. Er sagte verschiedentlich, dass die im Gericht bei seiner Rückkehr Abgelehnten in „in die Hölle [Gehenna] fahrest, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt“ (Mk. 9,43.44) Gehenna brachte in den Vorstellungen der Juden die Ideen von Ablehnung und Zerstörung des Leibes, und wir haben erkannt, dass ewiges Feuer eine Redewendung für den Zorn Gottes gegen die Sünde ist, sowie für die ewige Zerstörung des Sünders durch den Tod. Der Ausdruck „wo ihr Wurm nicht stirbt“ ist offenbar ein Teil der gleichen Redensart für völlige Zerstörung – es ist unvorstellbar, dass es im buchstäblichen Sinne Würmer gibt, die nicht sterben werden. Die Tatsache, dass Gehenna der Ort vorheriger Strafen gegen die Bösen unter Gottes Leuten war, zeigt ebenfalls, wie passend Jesu Gebrauch dieser Redewendung ‚Gehenna’ war. Joachim Jeremias erklärt, wie das buchstäbliche Tal Gehenna fälschlich als Symbol der ‚Hölle’ interpretiert wurde, der Ort, wo angeblich Feuer brennt: „[Gehenna] ...ist von alters her der Name des Tales westlich und südlich von Jerusalem gewesen ... wegen der Flüche, die von den Propheten über das Tal verkündet wurden (Jer. 7,32 = 19,6; vgl. Jes. 31,9; 66,24), weil dort dem Moloch Opfer dargebracht wurden (2. Kö. 16,3; 21,6); dort entwickelte sich im 2. Jahrhundert v.Chr. die Vorstellung, dass das Tal Hinnom der Ort einer feurigen Hölle sein würde (Eth. Enoch 26; 90,26) ... es ist von ‚sheol’ zu unterscheiden (New Testament Theology, London: SCM, 1972 S. 129) |
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