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BIBEL GRUNDLAGEN: EIN HANDBUCH MIT STUDIEN, welche die Freude und den Frieden wahren Christentums offenbaren |
Exkurs 20: Die Versuchungen Jesu Mt. 4,1-11: „Darauf ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er vom Teufel versucht würde. Und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn hernach. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden! Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.» Darauf nimmt ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels und spricht zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: «Er wird seinen Engeln deinethalben Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stoßest.» Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht geschrieben: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.» Wiederum nimmt ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und spricht zu ihm: Dieses alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da spricht Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir, Satan! Denn es steht geschrieben: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!» Da verließ ihn der Teufel; und siehe, Engel traten hinzu und dienten ihm.“ Weit verbreitete Interpretation Dieser Abschnitt wird gelesen , als habe ein Wesen namens ‚der Teufel’ Jesus zur Sünde versucht, indem er einige Dinge vorschlug und ihn in verführerische Situationen führte. Anmerkung 1. Jesus wurde in allem versucht wie wir (Hebr. 4,15) und „ein jeder wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust gereizt und gelockt wird“ (Jak. 1,14). Wir werden versucht durch „den Teufel“ unserer eigenen Lust und bösen Wünsche, und so war es auch mit Jesus. Wir werden nicht von einem Teufelwesen versucht, das plötzlich neben uns steht und uns zur Sünde anleitet – Sünde und Versuchung kommen „von innen, aus dem Herzen des Menschen“ (Mk. 7,21). 2. Die Versuchungen können offenbar nicht wörtlich verstanden werden. Mt. 4,8 sagt, Jesus sei auf einen hohen Berg geführt worden und habe alle Reiche der Welt in ihrer zukünftigen Herrlichkeit „in einem Augenblick“ gesehen (Lk. 4,5). Kein Berg ist hoch genug, um alle Welt zu sehen. Was hat die Höhe des Berges damit zu tun, dass Jesus sehen konnte, was mit der Welt in Zukunft sein würde? Da die Erde eine Sphäre darstellt, gibt es keinen Punkt auf ihrer Oberfläche, von dem aus man alle Teile der Welt zu irgendeiner Zeit sehen kann. Ein Vergleich zwischen Mt. 4 und Lk. 4 zeigt, dass die Versuchungen auch in unterschiedlicher Reihenfolge berichtet werden. Mk. 1,13 sagt, Jesus war „in der Wüste vierzig Tage und wurde vom Satan versucht“, wohingegen Mt. 4,2.3 berichtet: „Und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, ... Und der Versucher (Satan) trat zu ihm ...“ Lk. 4,13 sagt, der Teufel verließ Jesus nach der Versuchung des Herabstürzens vom Tempel; Mt. 4,11 sagt, der Teufel verließ Jesus nach der Versuchung auf dem hohen Berge. Da die Schrift sich nicht widersprechen kann, können wir folgern, dass sich die gleichen Versuchungen in unterschiedlicher Folge wiederholten. Die Versuchung, Steine in Brot zu verwandeln, ist ein offensichtliches Beispiel. Dies würde sehr gut passen, wenn sich die Versuchungen in Jesu Sinn ereigneten. Da er Mensch war, würde sich der Mangel an Speise sowohl mental wie auch physisch bemerkbar gemacht haben , und so konnte er in seinem Sinn leicht begonnen haben, sich Dinge vorzustellen. Einige Tage ohne Speise kann manche in ein Delirium bringen (vgl. 1. Sam. 30,12). Die Ähnlichkeit von Steinen und Brot wird von Jesus in Mt. 7,9 erwähnt, und zweifellos verschwammen diese Bilder in seinem geplagten Sinn – obwohl er seine Gedanken immer wieder schnell durch Erinnern an das Wort Gottes unter Kontrolle brachte. Es erscheint unwahrscheinlich, dass der Teufel Jesus durch die Wüste und die Straßen von Jerusalem geleitete und sie dann gemeinsam eine Zinne des Tempels erklommen; und das alles im Blickfeld der wissbegierigen Juden. Die Versuchungen ereigneten sich alle in der Wüste – dort war er vierzig Tage lang, wurde die ganze Zeit über vom Teufel versucht (der ihn dann am Ende verließ – Mt. 4,11) Falls Jesus jeden Tag vom Teufel versucht wurde und die Versuchungen sich nur in der Wüste ereigneten, folgt daraus, dass Jesus die Wüste nicht verlassen haben konnte, um nach Jerusalem und auf einen hohen Berg zu gehen. Diese Dinge konnten sich somit nicht buchstäblich ereignet haben. Warum würde Jesus, wenn der Teufel eine physische Person ist, der keinen Respekt für Gottes Wort hat und daran interessiert ist Menschen zur Sünde zu verführen, ihm mit der Schrift entgegnen, um ihn so zu überwinden? Das würde nach dem weitverbreiteten Verständnis des Teufels diesen nicht vertreiben. Man beachte, dass Jesus jedes Mal eine Stelle aus der Schrift anführte. Falls es sich bei dem Teufel um die im Herzen Jesu aufkommenden bösen Wünsche handelte, ist es verständlich, wie er dadurch, dass er das Wort in seinem Herzen hatte und sich daran erinnerte, diese bösen Wünsche überwinden konnte. Ps. 119,11 ist relevant, da die Aussage möglicherweise prophetisch von Jesu Erfahrungen in der Wüste handelt: „Ich habe dein Wort in meinem Herzen geborgen, auf daß ich nicht an dir sündige.“ Mt. 4,1 sagt, Jesus wurde „vom Geist in die Wüste geführt, auf dass er vom Teufel versucht würde.“ Dies war der Geist Gottes, der gerade auf ihn herabgekommen war (Mt. 3,16). Es wäre schon sehr verwunderlich, dass der Geist Gottes Jesus in die Wüste führen würde, damit er dort von einem übermenschlichen und Gott entgegengesetzten Wesen versucht würde. Vorgeschlagene Erklärung 1. Als Jesus im Jordan von Johannes getauft wurde, empfing er die Kraft des heiligen Geistes (Mt. 3,16). Unmittelbar nachdem er aus dem Wasser kam, wurde er in die Wüste geführt, um versucht zu werden. In dem Wissen, dass er die Kraft des Geistes hatte, Steine in Brot zu verwandeln, unverletzt von Gebäuden herunter zu springen, usw., müssen diese Versuchungen in seinem Sinn getobt haben. Falls eine Person diese Dinge Jesus vorschlug, und Jesus wusste, wie sündhaft diese Person war, wären die Versuchungen wesentlich weniger raffiniert gewesen als wenn sie aus Jesu eigenem Sinn kamen. 2. Die Versuchung, die Reiche an sich zu reißen war viel mächtiger, falls sie aus Christi Sinn, also von innen, kam. Jesu Herz war erfüllt von der Schrift, und in dem aufgrund des Fastens geplagten Zustand, wäre es verführerisch, Stellen falsch zu interpretieren und sie als Rechtfertigung für einen leichten Weg heraus aus der Situation zu nutzen. Auf einem hohen Berg stehen, das erinnert an Hesekiel, als ihm gezeigt wurde, wie das Reich von einem hohen Berge aussehen würde (Hes. 40,2), und an Johannes, der „das heilige Jerusalem“ von einem „großen und hohen Berg“ aus sah (Offb. 21,10). Jesus sah die Reiche dieser Welt, wie sie in Zukunft sein würden (Lk.4,5), d.h. im Reich Gottes, wenn gilt: „Es sind die Reiche der Welt unsers HERRN und seines Christus geworden“. (Offb. 11,15). Vielleicht hat er an Mose nach dessen 40 Jahren Wanderung in der Wüste gedacht (vgl. die 40 Tage), als dieser vom Berg Nebo aus auf das verheißene Land (Reich) schaute. In Daniel (4,17.25.32; 5.21) wird betont, dass „der Höchste Gewalt hat über der Menschen Königreiche und gibt sie, wem er will“; Jesus wusste, dass nur Gott und niemand sonst, ihm das Reich geben konnte. Daher wäre es keine große Versuchung gewesen, wenn ein externer Teufel behauptet hätte, ihm das Reich geben zu können, da er ja wusste, dass nur Gott diese Macht hatte. Da Jesus wusste, dass Gott (der Vater) ihm das Reich gerne geben wollte, wurde wohl vom Teufel vorgeschlagen, dass er sich das Reich sofort nehmen könne. Immerhin, so hätte er überlegen können, Gott hatte ihm alle Autorität in dieser Hinsicht ja in Aussicht gestellt (Joh. 5,26.27), auch dass er die Vollmacht hatte, sein Leben zu geben und wieder zu nehmen (Joh. 10,18), obgleich ihm letztlich alle Autorität erst nach seinem Tod und seiner Auferstehung gegeben wurde (Mt. 28,18). 3. Da Christus mit der Schrift vertraut war, hat er sicherlich die Ähnlichkeiten zwischen sich und Elia, dessen Moral nach 40 Tagen in der Wüste zusammenbrach (1. Kö. 19,8), und Mose gesehen, der sein unmittelbares Erbe des Landes am Ende der 40 Jahre in der Wüste verwirkte. Am Ende der 40 Tage war Jesus in einer ähnlichen Situation wie sie – er stand einer echten Möglichkeit des Versagens gegenüber. Mose und Elia versagten wegen menschlicher Schwäche – nicht wegen einer Person namens ‚Teufel’. Es war diese gleiche menschliche Schwäche, der ‚Satan’ bzw. ‚Widersacher’, der Jesus versuchte. 4. „Der Teufel aber sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn ...“ (Lk. 4,3) Es muss wohl eine ständige Versuchung in Christi Sinn gewesen sein, in Frage zu stellen, ob er denn wirklich der Sohn Gottes war, vor allem da alle anderen ihn für den Sohn Josefs hielten (Lk. 3,23; Joh. 6,42) oder als unehelich ansahen (wie Joh. 9,29 andeutet), und dass die offiziellen Aufzeichnungen im Tempel ihn als Sohn Josefs führten (Mt. 1,1.16; Lk. 3,23, wo das „ward gehalten“ bedeutet „nach dem Gesetz gelten“ ) 5. Die von Jesus zur Stärkung gegen die bösen Wünsche zitierten Schriftstellen waren alle aus dem gleichen Teil von 5. Mose über Israels Erfahrungen in der Wüste. Jesus sah deutlich eine Parallele zwischen seinem und ihrem Erlebnis.
Hier hat Jesus uns gezeigt, wie man das Wort liest und studiert – er sah sich in der Position Israels in der Wüste und wandte die Lektionen, die man von ihren Erlebnissen lernen konnte, auf sich in seinen Erlebnissen in der Wüste an. |
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